Vergangene Vorträge
Stichwort Wagner 2019
Schloss Fürstenried, München
Richard Wagner und die Theologie
Fotos (Esther Russwurm) - Foto mit Referenten von links : Dr. Bern Rill, Dr. Frank Piontek, Dr. U. Kienzle, Dr. O.G. Bauer, Karl Russwurm, Dr. Danielle Buschinger, Dr. Oswald Panagl
Das Wochenendsymposium „Richard Wagner und die Theologie“ in München (22.03.-24.03.19) kam sehr gut an.
Rund 90 Besucher aus Deutschland und Österreich waren der Einladung des Richard Wagner Verbandes München in Zusammenarbeit mit dem Richard Wagner Verband International und der Unterstützung der Wolfgang und Hedda Reuss Foundation gefolgt. Bereits zum dritten Mal nach 2016 ("Richard Wagner als Revolutionär") und 2010 („Ich bin der Welt noch einen Tannhäuser schuldig“) hatte sich eine Schar Wagner-Begeisterter im katholischen Exerzitienhaus am Rande Münchens eingefunden.
Diesmal passte der Titel zum fast sakralen Rahmen des Schlosses Fürstenried freilich perfekt:
Die sechs Referate behandelten gemäß den Vorgaben des veranstaltenden Verbands-Vorsitzenden Karl Russwurm mit dem Thema „Richard Wagner und die Theologie“.
Nach der Eröffnung (Horst Eggers) und der Einführung (Karl Russwurm) bekam es das Publikum gleich mit starkem Tobak zu tun:
Der allseits bekannte und beliebte Dr. Oswald Georg Bauer entwarf schonungslos ein wenig schmeichelndes Bild von der - die Grenze zur Blasphemie überschreitenden frühen - Parsifal-Rezeption unter Richard Wagner selbst und später unter Cosima Wagner als Festspielleiterin und ebenso im so genannten "Bayreuther Kreis". Auf aus heutiger Sicht unerträgliche Weise sei auf eine Überwältigung des Publikums durch pseudoreligiöse Überhöhung und gottesgleiche Verehrung des Schöpfers des "Bühnenweihfestspiels" abgezielt worden. Er stellt dem exemplarische Inszenierungen von Wolfgang Wagner entgegen.
Der Samstag begann mit einem überraschenden A-Z der Gebete und Rituale bei Wagner:
Erarbeitet und vorgestellt von Dr. Frank Piontek aus Bayreuth. Fast in allen Werken Richard Wagners kann man zumindest eine der vorgestellten Gebetsformen finden:
Gebet, Fluch, Gruss, Huldigung, Lobpreis, Morgengebet, Gottergericht, Ritual, Choral, Salve Regina, Segenswunsch,...
Im Anschluss spannte Dr. Bernd Rill aus München eine weiten nichtdestotrotz hoch intelligent zusammengestellten Bogen von der homerischen Sagenwelt und der griechischen Tragödie über Kants "Kritik der reinen Vernunft", der Romantik und Schopenhauerschen Philosophie bis hin zur Erhebung der Kunst in den Rang einer Ersatzreligion gerade im 19.Jahrhundert.
Frau Dr. Danielle Buschinger stellte den Synkretismus in Wagners "Parsifal" in den Vordergrund ihres spannenden Vortrages und konzentrierte sich speziell auf Wagners Beschäftigung mit dem Buddhismus und dessen Spuren im Werk des Meisters.
Nach jedem Vortrag und zum Abschluss des Samstag (Podiumssdiskussion) blieb ausreichend Zeit für Diskussionen und Fragen und es erwies sich, dass nicht wenige unter den Besuchern über einen derartig fundierten Wissensschatz verfügten, der es Ihnen erlaubt hätte, selbst einen der Vorträge beizusteuern.
Am Sonntag griff Frau Dr. Ulrike Kienzle das Thema Buddhismus unter dem Titel „Tönendes Nirwana“ auf. Mit eindrücklichen Noten- und Musikbeispielen garniert stellte Sie zahlreiche interessante Fakten zusammen. Es gelang ihr aber auch, emotional erlebbar zu machen, dass gerade im Tristan ein Höhepunkt der Musikgeschichte erreicht werden konnte, so dass bei guten Aufführungen eine unglaubliche Intensität der Gefühle auf die allermeisten Zuschauer transferiert wird. Die Gründe hierfür wurden subtil herausgearbeitet, ja waren teils gerade durch die klug gewählten Musikbeispiele sofort erlebbar.
Dr. Oswald Panagl aus Salzburg hatte es danach zum Abschluss da etwas schwerer, das Publikum mit gekonnten etymologischen Betrachtungen und feinen Hinweisen zur Sprachbehandlung Wagners in seinen Meisterwerken ("Zum Heiltum schuf er sich das "Heiligtum") wieder auf festen Boden zurückzuführen.
Aber schießlich mussten ja zur Abfahrt wieder die lichten Höhen verlassen werden, um in die rauhe Alltags-Realität des 21. Jahrhunderts zurückzukehren.
Zwei kleine Konzerte (Felix Spreng spielte am Samstag am Flügel Auszüge aus "Parsifal" und "Rienzi"; anschließend erklang „Das Liebesmahl der Apostel“ von CD; Rossini Hayward spielte am Freitag als Uraufführung u.a. seine „Rheingold-Fantasie“ auf der klassischen Gitarre) sowie eine Ausstellung mit Bühnenfotos bekannter Aufführungen (Rienzi, Parsifal, Tannhäuser) von Heinz-Lukas Kindermann rundeten das Wochenende ab.Der anschließende Besuch einer Aufführung des „Parsifal“ an der Bayerischen Staatsoper ließ zumindest durch die musikalische Seite des Abends (vor allem Kirill Petrenko) das Herz höher schlagen.Was sicher bleibt von diesem unerhört dichten Wagner-Wochenende ist die Gewissheit, dass wir wohl noch lange nicht damit fertig sind, den Wagner-Kosmos zu durchqueren und zu beleuchten. Gerade das macht die Fasination Wagner ja unter anderem auch aus.
Selbstverständlich ignorierte auch diesmal wieder die Münchner Presse dieses Ereignis gänzlich.
Das Wochenendsymposium „Richard Wagner und die Theologie“ in München (22.03.-24.03.19) kam sehr gut an.
Rund 90 Besucher aus Deutschland und Österreich waren der Einladung des Richard Wagner Verbandes München in Zusammenarbeit mit dem Richard Wagner Verband International und der Unterstützung der Wolfgang und Hedda Reuss Foundation gefolgt. Bereits zum dritten Mal nach 2016 ("Richard Wagner als Revolutionär") und 2010 („Ich bin der Welt noch einen Tannhäuser schuldig“) hatte sich eine Schar Wagner-Begeisterter im katholischen Exerzitienhaus am Rande Münchens eingefunden.
Diesmal passte der Titel zum fast sakralen Rahmen des Schlosses Fürstenried freilich perfekt:
Die sechs Referate behandelten gemäß den Vorgaben des veranstaltenden Verbands-Vorsitzenden Karl Russwurm mit dem Thema „Richard Wagner und die Theologie“.
Nach der Eröffnung (Horst Eggers) und der Einführung (Karl Russwurm) bekam es das Publikum gleich mit starkem Tobak zu tun:
Der allseits bekannte und beliebte Dr. Oswald Georg Bauer entwarf schonungslos ein wenig schmeichelndes Bild von der - die Grenze zur Blasphemie überschreitenden frühen - Parsifal-Rezeption unter Richard Wagner selbst und später unter Cosima Wagner als Festspielleiterin und ebenso im so genannten "Bayreuther Kreis". Auf aus heutiger Sicht unerträgliche Weise sei auf eine Überwältigung des Publikums durch pseudoreligiöse Überhöhung und gottesgleiche Verehrung des Schöpfers des "Bühnenweihfestspiels" abgezielt worden. Er stellt dem exemplarische Inszenierungen von Wolfgang Wagner entgegen.
Der Samstag begann mit einem überraschenden A-Z der Gebete und Rituale bei Wagner:
Erarbeitet und vorgestellt von Dr. Frank Piontek aus Bayreuth. Fast in allen Werken Richard Wagners kann man zumindest eine der vorgestellten Gebetsformen finden:
Gebet, Fluch, Gruss, Huldigung, Lobpreis, Morgengebet, Gottergericht, Ritual, Choral, Salve Regina, Segenswunsch,...
Im Anschluss spannte Dr. Bernd Rill aus München eine weiten nichtdestotrotz hoch intelligent zusammengestellten Bogen von der homerischen Sagenwelt und der griechischen Tragödie über Kants "Kritik der reinen Vernunft", der Romantik und Schopenhauerschen Philosophie bis hin zur Erhebung der Kunst in den Rang einer Ersatzreligion gerade im 19.Jahrhundert.
Frau Dr. Danielle Buschinger stellte den Synkretismus in Wagners "Parsifal" in den Vordergrund ihres spannenden Vortrages und konzentrierte sich speziell auf Wagners Beschäftigung mit dem Buddhismus und dessen Spuren im Werk des Meisters.
Nach jedem Vortrag und zum Abschluss des Samstag (Podiumssdiskussion) blieb ausreichend Zeit für Diskussionen und Fragen und es erwies sich, dass nicht wenige unter den Besuchern über einen derartig fundierten Wissensschatz verfügten, der es Ihnen erlaubt hätte, selbst einen der Vorträge beizusteuern.
Am Sonntag griff Frau Dr. Ulrike Kienzle das Thema Buddhismus unter dem Titel „Tönendes Nirwana“ auf. Mit eindrücklichen Noten- und Musikbeispielen garniert stellte Sie zahlreiche interessante Fakten zusammen. Es gelang ihr aber auch, emotional erlebbar zu machen, dass gerade im Tristan ein Höhepunkt der Musikgeschichte erreicht werden konnte, so dass bei guten Aufführungen eine unglaubliche Intensität der Gefühle auf die allermeisten Zuschauer transferiert wird. Die Gründe hierfür wurden subtil herausgearbeitet, ja waren teils gerade durch die klug gewählten Musikbeispiele sofort erlebbar.
Dr. Oswald Panagl aus Salzburg hatte es danach zum Abschluss da etwas schwerer, das Publikum mit gekonnten etymologischen Betrachtungen und feinen Hinweisen zur Sprachbehandlung Wagners in seinen Meisterwerken ("Zum Heiltum schuf er sich das "Heiligtum") wieder auf festen Boden zurückzuführen.
Aber schießlich mussten ja zur Abfahrt wieder die lichten Höhen verlassen werden, um in die rauhe Alltags-Realität des 21. Jahrhunderts zurückzukehren.
Zwei kleine Konzerte (Felix Spreng spielte am Samstag am Flügel Auszüge aus "Parsifal" und "Rienzi"; anschließend erklang „Das Liebesmahl der Apostel“ von CD; Rossini Hayward spielte am Freitag als Uraufführung u.a. seine „Rheingold-Fantasie“ auf der klassischen Gitarre) sowie eine Ausstellung mit Bühnenfotos bekannter Aufführungen (Rienzi, Parsifal, Tannhäuser) von Heinz-Lukas Kindermann rundeten das Wochenende ab.Der anschließende Besuch einer Aufführung des „Parsifal“ an der Bayerischen Staatsoper ließ zumindest durch die musikalische Seite des Abends (vor allem Kirill Petrenko) das Herz höher schlagen.Was sicher bleibt von diesem unerhört dichten Wagner-Wochenende ist die Gewissheit, dass wir wohl noch lange nicht damit fertig sind, den Wagner-Kosmos zu durchqueren und zu beleuchten. Gerade das macht die Fasination Wagner ja unter anderem auch aus.
Selbstverständlich ignorierte auch diesmal wieder die Münchner Presse dieses Ereignis gänzlich.