Vergangene Vorträge
Stichwort Wagner 2016
München
Richard Wagner als Politiker
Schloss Fürstenried, München
14.10. – 16.10.2016
In der Zeit vom 14.10.-16.10.16 fand das „Stichwort Wagner“ – eine Veranstaltung des RWV International ausgerichtet vom Richard Wagner Verband München – im Schloss Fürstenried in München statt.Rund 60 Wagnerfreunde aus dem deutschsprachigen Raum kamen zusammen, um an authentischem Ort (Ludwig II besuchte das Schloss sicher häufig, da sein kranker Bruder Otto hier viele Jahre untergebracht war.) Vorträge von anerkannten Wissenschaftlern zum Thema „Richard Wagner als Politiker“ zu verfolgen.
RWV Präsident Horst Eggers eröffnete die Veranstaltung und ordnete diese in die verschiedenen anderen großen RWVI-Veranstaltungen ein. Insbesondere warb er um rege Beteiligung am Internationalen Richard Wagner Kongress in Budapest im Juni nächsten Jahres. Karl Russwurm, Gastgeber und Vorsitzender des RWV München führte in das Wochenende ein.
Neben einer kunsthistorischen Führung durch Haus und Garten zum Auftakt stand am Samstag der Vortag von Prof. Dr. Dr. Bermbach im Zentrum: „Wagner und seine'ästhetische Weltordnung' – über utopische Elemente in Wagners Denken und Werk”im Mittelpunkt.
Thomas Bogatz, Vorsitzender des Richard Wagner Verbandes Stuttgart, befasste sich mit dem Werk „Rienzi“ und der problematischen Rezeptionsgeschichte. Anhand von Musik und Videobeispielen wurde anschaulich, welch zwiespältige Schlüsse aus dem Aufstieg und Niedergang des Volkstribunen geschlossen wurden und wie schwierig es bis heute ist, diesem Frühwerk in einer aktuellen Inszenierung gerecht zu werden, ohne falsche Reflexe des Vorurteils Wagner gegenüber zu befeuern. Aneignungen und Missbrauch haben „Rienzi“ vielleicht mehr Schaden zugefügt als allen anderen Werken des Bayreuther Meisters.
Am Nachmittag folgte ein „spekulativer Bilderreigen“ des Malers Herbert Friedrich Rauh mit Motiven rund um die führenden Köpfe der Dresdner Aufstände von 1849 und der Verstrickung Richard Wagners in dieselben. Anschließend kam es zu einer Vernissage, da als besonderer Bestandteil des „Stichwort“ eine kleine Ausstellung mit Bildern von Herrn Rauh aufgebaut war, u.a. mit sog. Regenbildern, deren Entstehungsprozess detailliert erläutert wurde.
Umrahmt wurde die Veranstaltung von zwei Konzerten.
Am Samstag wurden – eigens für Streichquartett gesetzte – Stücke vomStreichquartett „Reich an Hall“ zum Klingen gebracht. Am Samstag sang die Mezzosopranistin Idunnu Münch ein Liedprogramm mit Werken von Mahler, Brahms, Grieg, Schumann und Wagner. Susanna Klovsky am Piano - beides Stipendiaten des Richard Wagner Verbandes München.
Eingeflochten in das Programm waren im Übrigen zwei wichtige Buchvorstellungen, vgl. Bücherliste (fett gedruckt).
Am Sonntag wurden mit Vorträgen ganz verschiedene Aspekte der politischen Aktivitäten bzw. Beeinflussungen Richard Wagner durch bzw. auf die Politik behandelt.
Dr. Kroeplin wies mit zahlreichen Beispielen nach, wie nah Richard Wagner dem Frühsozialismus bzw. Kommunismus stand (Buch: Richard Wagner und der Kommunismus“).
Frau Dr. Naegele konzentriert sich auf das besondere Verhältnis zwischen König Ludwig II und Richard Wagner bzw. auf die Instrumentalisierung des Königs durch den „einstigen“ (?) Revoluzzer und auf die wahren Gründe, warum der Komponist bald München wieder verlassen musste. Die Münchner Ministerriege musste damals schwer beunruhigen, dass Wagner permanent als politischer Einflüsterer des Königs agierte und auch einige alte Mitkämpfer aus den 1840er Jahren zu sich nach München holte.
Alexandros Diamantis konzentrierte sich schließlich in seinem Vortrag auf eine Darstellung der attischen Demokratie, deren Entstehung und Entwicklung. Er zog Parallelen mit dem „Ring des Nibelungen“ und machte klar, dass die attische Demokratie ein wichtiges Vorbild für Wagner Utopie einer „Gesellschaft der Zukunft“ war.
Ein Büchertisch mit folgenden Werken wurde sehr gut angenommen:
Prof. Dr. Dr. Bermbach: „Houston Stewart Chamberlain: Wagners Schwiegersohn – Hilters Vordenker“
Verena Naegele: „Die Beidlers – Im Schatten des Wagner-Clans“
Eckart Kröplin: „Richard Wagner und der Kommunismus“
Eckart Kröplin: „Richard Wagner Chronik“
„Wahnfried – Das Haus von Richard Wagner“: „Zentraler Text“ von Verena Naegele.
Die vielseitige und abwechslungsreiche Veranstaltung fand ungeteilt positives Echo, das Motto: „Eine spannende Auseinandersetzung mit einem schwierigen Thema rund um Richard Wagner in konzentriert-entspannter Atmosphäre“ war in bestem Sinne gegeben.
BILDER: Esther Russwurm