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News des Präsidiums

12.05.2023
Gedenkveranstaltung Josef Lienhart,am 06.05.2023
Gedenkrede Präsident Rainer Fineske.
Am Samstag den 06. Mai fand die gemeinsame Gedenkveranstaltung des RWV Freiburg und des RWV International im Kaisersaal des Historischen Kaufhauses Am Markt in Freiburg, für unseren Gründungspräsidenten des Richard-Wagner-Verband International und jahrzehntelangen Vorsitzenden des RWV Freiburg, Josef Lienhart, statt.
In Anwesenheit der gesamten Familie Lienhart, der Mitglieder des Freiburger Verbandes, Ehrengästen und zahlreichen Vorsitzenden aus Deutschland und Europa nahmen wir Abschied von unserer bedeutsamsten und verdienstvollsten Persönlichkeit, die unseren internationalen Verband nicht nur in Lyon 1991 gegründet, sondern auch dessen erster Präsident er war.
Klaus Winkler, der Vorsitzende des RWV Freiburg, sprach in seiner Rede über das herausragende jahrzehntelange Wirken und seine Leistungen im Ortsverband als Vorsitzender und zuletzt noch stellv. Vorsitzender, die sich bis in seine letzten Tage hinein zogen, einschließlich noch fertig organisierter Verbandsreisen und Opernbesuche.
Der jetzige Präsident des RWVI, Rainer Fineske, hob seine einzigartigen Leistungen auf dem Gebiet der Gründungen der internationalen Verbände hervor. Die dabei oft mit größtem diplomatischem Geschick gesteuerten Gründungen, die viel diplomatisches Geschick erforderten, aus dem er unermesslich schöpfen konnte.   
Umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung von W.A. Mozarts Streichtrio K.V. 404 und zwischen deren einzelnen Sätzen waren die Gedenkreden und eine Lesung aus dem Buch „Weißt Du, wie das wart“? von Josef Lienhart und drei Wesendoncklieder, arrangiert.

Gedenkrede Rainer Fineske:


Liebe Annemarie, liebe Familie Lienhart, verehrte Freunde und Gäste,  

„Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht im Herzen der Mitmenschen“.

 Mit diesen Worten von Albert Schweitzer, dem Arzt, Philosophen und Musiker, der nicht weit von Freiburg in Kaysersberg bei Colmar geboren ist, möchte ich in einigen Worten des Gedenkens an Josef Lienhart erinnern.

Wir alle, die Wagnerverbände weltweit, waren vom Tod seines verehrten jahrzehntelangen Präsidenten und Ehrenpräsidenten des Richard-Wagner-Verbandes International, tief betroffen.

Umso mehr, da sein plötzliches dahingehen, für uns alle völlig unerwartet kam.

Zu diesem Zeitpunkt am 02. Februar hielten wir uns gerade in Abu Dhabi und Dubai auf.

Warum erwähne ich das?

Im März 2008 gründete unser Präsident Josef Lienhart mit Dr. Ronald Perlwitz und Scheich  Dr. Zaki al Nusseibeh den ersten Richard-Wagner-Verband auf arabischem Boden. Mit dabei waren 435 deutsche und französische Mitglieder unserer Wagnerverbände.

Sie alle waren dem Aufruf unseres damaligen RWVI-Präsidenten, in die Wüste der Vereinigten Arabischen Emirate gefolgt.

Die Sächsische Staatskapelle Dresden, unter Fabio Luisi, gab damals das erste Wagner-Konzert in einem arabischen Land.

Zu Josef Lienharts unglaublichem Können gehörte auch sein Sprachtalent.

Er lernte extra zur ersten Begrüßung der arabischen und internationalen Gäste für den Begrüßungsabend einige Sätze auf Arabisch, um den Scheich und dessen arabischen Gästen eine Geste der Sympathie entgegen zu bringen.

Seine exzellente körperliche und geistige Vitalität und sein Esprit, waren und sind für uns alle wegweisend und Beispielhaft.

Die zahlreichen Anteilnahmen der Vorsitzenden, Präsidentinnen und Präsidenten aus aller Welt haben uns in ganz besonderer Weise gezeigt, dass sein Wirken für Richard Wagner nicht mit seiner aktiven Beendung als Präsident des internationalen Verbandes einfach zu Ende war.

Er blieb immer bei seinem Thema rund um Richard Wagner, sei es als Mitglied des Freiburger Vorstandes oder als Ehrenpräsident des RWVI.

Seiner großen Hingabe und Leidenschaft für Richard Wagner haben wir es zu verdanken, dass er einen großen Teil seiner Richard-Wagner-Sammlung dem Wagner Museo im Pallazzo Ca‘ Vendramin Calergi, in Venedig stiftete.

Das Museum ist eines der wenigen authentischen Orte an denen Richard Wagner gelebt und gearbeitet hat und in dem er am 13. Februar 1883 starb.    

So weit es immer sein gut gefüllter Terminkalender zuließ, war Josef auf unseren internationalen Sitzungen präsent und bewahrte dabei stets im wahrsten Sinne des Wortes als Grandseigneur seine Loyalität seinen Nachfolgern gegenüber.

Er mischte sich nie in unsere Tagesdiskussionen ein, war aber immer mit einem richtigen Rat und vor allem mit seiner großen Ausgewogenheit ein Inspirator und kluger Ratgeber für all unsere Fragen. 

Er bleibt im Herzen unser Mentor, der internationale Wegbereiter und Gründer der weltweiten Richard-Wagner-Verbände. Vor allem ein guter Freund und aufrichtiger Ratgeber.

Eine Persönlichkeit, mit umfassendem philosophischem Wissen, ein im wahrsten Sinne des Wortes Kompetenter, in allen Musikalischen und literarischen Genres bewanderter Philanthrop.

 Seine Vorträge in unseren Richard-Wagner-Verbänden zu Themen der Festspielgeschichte und über Richard Wagner und zu dessen musikalischem Umfeld, sind legendär.

 Kein Wunder, Josef Lienhart gehörte zu den ersten Bayreuth-Stipendiaten nach dem zweiten Weltkrieg. Als die Stiftung Anfang der 50er Jahre ihre Arbeit wieder aufnahm, kam er als junger Freiburger nach Bayreuth. Damals konnten aus finanziellen Gründen die Stipendiaten nur 2 Vorstellungen  mit einem kleinen Beiprogramm besuchen. Aber er leckte Blut, wie man so schön sagt und Bayreuth mit seinem drum und dran nahm ihn vollkommen gefangen. Er lernte in Bayreuth die ersten beiden großen Vorsitzenden des Bundesverbandes kennen.

Das waren Lotte Albrecht-Potonié und Mercedes Bahlsen, beide Damen stammten aus dem berühmten Hause Bahlsen, wie auch Frau von der Leyen.

Später wuchs er in die Aufgaben der beiden so agilen für das Werk Wagners und der Bayreuther Festspiele bedeutenden Bundesvorsitzenden und seines direkten Vorgängers, des Dirigenten und Vorsitzenden des Nürnberger Verbandes Helmut Goldmann, der nach nur ein paar Jahren als Bundesvorsitzender am 19. Oktober 1988 plötzlich starb, in die neue Rolle als Bundesvorsitzender hinein.

Ohne Zweifel, eine für die Entwicklung und Zukunft der deutschen und weltweiten Verbände, geradezu segensreiche Besetzung und mit einem genialischen diplomatischen Talent ausgestattet, sich in den so vollkommen unterschiedlichen Strukturen der einzelnen Verbände und den mit seiner Ära beginnenden internationalen Verbandsgründungen und den damit verbundenen Problemen, zurecht zu finden, und sie auf die Beine zu stellen

Im Jahre 1991 gründete Josef Lienhart auf dem internationalen Richard-Wagner-Kongress in Lyon den Richard-Wagner-Verband International. Er wurde Präsident dieses neu gegründeten internationalen Verbandes und blieb gleichzeitig Vorsitzender des deutschen Bundesverbandes bis zu seiner Verschmelzung eines gemeinsamen Richard-Wagner-Verband International, der in Bayreuth im Jahre 2008 einstimmig von allen Verbänden weltweit mit der neuen Internationalen Satzung bestätigt wurde.

Sein großes Wissen über die Werke Wagners, ließen ihn vor allen Dingen in die Lage versetzen, die musikalischen Epen Wagners auch im analytischen Bereich nicht nur zu verstehen, sie auch zu durchdringen.  

 So fand er in vielen Inszenierungen, wie z. B. in „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Katharina Wagner auf dem Grünen Hügel, ganz klar und deutlich auch die roten Fäden in ihrer Inszenierung. Sie war ja äußerst zwiespältig vom Publikum aufgenommen worden.

 Für mich war er immer ein großer Quell des Lernens und der Erweiterung meines Wissens um Richard Wagner herum. Aber nicht als Lehrmeister vermittelndes Wissen, sondern wohldosiert und gekleidet in Form von Aphorismen (Zitate, Sprüche) aus seinen beliebten Bereichen der Literatur und der Welt der Opern, immer formvollendet, oft als Bonmot verkleidet, niemals verletzend!

Er stand immer mit den Sänger und Sängerinnen seiner und der weitergehenden Generationen in persönlicher Verbindung. Gesang und Interpretation der Opern und Werke Wagners waren für ihn elementar und so wundert es nicht, dass ihn eine ganz besondere Beziehung mit Anja Silja verband.

Der Muse Wieland Wagners und der großartigen Interpretin von Wagners Werken auf der Bayreuther Festspielbühne.

Mit ihr gemeinsam machte er eine regelrechte Tournee mit Lichtbildervortrag durch viele Verbände. Das Publikum war begeistert. Kein Vortrag endete ohne Fragen und Berichte eigener Erlebnisse der Hörer an Anja Silja und Josef Lienhart.                           

In herausragender Erinnerung bleiben uns seine exzellenten Vorträge über Giorgione, Tizian und El Greco, die er nicht nur in seinem Freiburger Verband, sondern auch in zahlreichen anderen Verbänden hielt.

Damit trat mit seiner Leidenschaft zur klassischen Malerei eine ganz andere Seite seiner künstlerischen Begabungen in Erscheinung. Von einer Einseitigkeit, wie sie manchen Menschen eigen ist, konnte bei ihm wahrlich keine Rede sein.

Sein großartiges Erbe von mittlerweile 124 Verbänden weltweit, wovon immerhin 80 Verbände von oder mit seiner direkten Hilfe und Beratung, fast immer auch vor Ort, mit seinem persönlichen Einsatz, gegründet wurden.

Dass das aber überhaupt möglich war, das haben wir vor allem seiner Frau, wie sagte er immer so schön poetisch aus Richard Wagners Siegfried, seinem Weibchen zu verdanken!

Liebe Annemarie, währest Du nicht so eine tatkräftige Frau gewesen, mit großer Kompetenz für Euer Tagesgeschäft und Deiner ständigen Präsenz vor Ort, wäre das für Josef und für uns alle gar nicht so möglich gewesen.

Auch dafür gab es ein Zitat des Präsidenten.

Auf den internationalen Kongressen musste meine Gattin dann doch mit dabei sein, denn dort will das Volk auch seine Präsidentin sehen!        

Den Nachlass seines großen Erbes, das er uns hinterlassen hat, gilt es, nicht nur zu pflegen und zu bewahren, sondern auch weiterzuentwickeln. Es ist nicht die Bewahrung der Asche, sondern das Weitertragen des Feuers, welches der Träger in die Zukunft ist.

Wir dürfen mit großer Verbeugung zu ihm und seinem Lebenswerk sagen, Josef wir danken Dir von Herzen.
Rainer Fineske

Photos:
1. Klaus Winkler und Rainer Fineske mit einem Foto von Josef Lienhart
2. Gesine Mayer-Eggen, Klaus Winkler und Ullo v. Peinen 
3. v.l.  Kristina Hinsch, Dessau; Klaus Winkler; Selma Gudmundsdottir, Island; Alessandra Pugliese, Venedig; Corinna Lienhart; Marlene Lienhart; Annemarie Lienhart; Hans-Georg Lienhart; Rainer Fineske, Präsident RWVI; Thorsten Fineske; Claudia Bilotti, Rom.
4. Ullo von  Peinen, Barbara Kiem, Reinhard Buhrow, Mareike Zorko, Gesine Mayer-Eggen, Sebastian Wohlfarth, Lisa Immer;
5. Annmarie Lienhart, Selma Gudmundsdottir, Rainer Fineske, Kristina Hinsch, Torsten Fineske, Claudia Bilotti