© Badisches Staatstheater Karlsruhe, Siegfried 2019

NEWS

05.11.2019
"Wie Siegfried den Drachen tötete, etc." - ein französisches Musikangebot für jedes Alter
Die Kompagnie "Le Piano Ambulant" hat ein musikalisches Format geschaffen, mit dem man Wagners Werk in ungewöhnlicher Weise würdigt
Bild - copyright Vergine Keaton

"Le piano Ambulant" wurde vor mehr als 15 Jahren gegründet und ist ein Kollektiv von Musikern, die an französischen Musikkonservatorien eine Ausbildung in klassischer Musik absolviert haben und mit einem abenteuerlichen und kreativen "kleinen Korn des Wahnsinns" behaftet sind.  Das Unternehmen besteht im Kern aus fünf Musikern (Klavier, Geige, Cello, Flöte, Oboe, häufig angereichert mit einem modernen und spielerischen zusätzlichen Instrumentarium zu dem - je nach Bedarf des einzelnen Projekts - befreundete Schauspieler, Regisseure, Musiker und bildende Künstler hinzukommen.

Ziel ist es, so genannte Repertoirewerke mit Respekt, aber auch mit einer gewissen Unverschämtheit neu zu betrachten, dank unveröffentlichter Transkriptionen, die in Eigenregie erstellt werden und sich für die originellen Inszenierungen eignen. Man will die Darbietungen populär machen, indem bewusst soziologische und kulturelle Barrieren abgebaut werden. Als Spielorte kommt durch das besondere Knowhow der Truppe fast Alles in Frage: ob die Philharmonie in Paris, die Opéra de Lyon oder ein Dorffest oder ein Open-Air-Festival, wo auch immer.

Die Botschaft ist, dass klassische Musik "anderswo und anders" und für alle Zuschauer mit Erfolg aufgeführt werden kann!

"Warum haben wir nun die musikalische Geschichte "How Siegfried killed the dragon etc." aus Wagners Tetralogie geschrieben?"

Dieses Projekt hat zwei Jahre Arbeit gekostet und hat einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Kompagnie gehabt. Es wurde auf unerwartete Weise aus der Taufe gehoben: der Violonist las seinen Kindern die mittelalterlichen Legenden der Nibelungen vor und so entstand die Idee. Nach und nach schlich sich Wagner in das Projekt ein und das führte uns dazu, über den "Ring" zu sprechen. Die E-Bassgitarre und computergestützte verstärkte Musik wurden von Anfang an integriert.  Mit diesen Instrumenten mussten wir Wagners demiurgische Kraft und auch seine Lust am Bass transkribieren. Wagners Musik hat auch eine faszinierende visuelle Kraft die Julien Gracq, ein französischer Schriftsteller, so beschrieb: "Wagner ist eine permanente emotionale Orgie". Das stimmt, aber seine Musik ist auch eine visuelle Orgie. Deshalb wird hier, im Gegensatz zu den meisten unserer anderen unserer Arbeiten, der szenografische Aspekt auf ein Minimum reduziert: Die Musik gibt den Zuschauern die Möglichkeit, quasi aus uns selbst heraus zu sehen, als würde man einen Film ohne Bilder drehen. 

Es funktioniert perfekt: Wagners Musik öffnet innere Landschaften, durch die der Zuhörer wie im Traum schreitet. Eine Beschränkung, die aber ausreichend zu sein scheint, dennoch ein ganzes Universum zu schaffen, was letztendlich paradox angeischts des Werkes eines Komponisten, der das Gesamtkunstwerk wollte und von einer perfekten Inszenierung seiner musikdramatischen Ideale träumte,

Wir verleihen der Erzählung die gebührende Bedeutung dank der Anlehnung an eine sehr alten Kunstform, die zu Wagners Zeit gang und gäbe war (auch Liszt hat in dieser Hinsicht großen Einfluss): die Rede ist vom Melodrama, d. h. dem gesprochenen dramatischen Text, der mit Musik verbunden ist.

Zuerst entstand eine Fassung mit dem Titel "Sur le Ring", die 1 Stunde und 45 Minuten dauerte: Diese Version bot eine abwechslungsreiche Interpretation der vier Tage des Rings, mit sehr unterschiedlichen und manchmal unerwarteten Angriffswinkeln.

Anschließend beauftragte das Théâtre de Saint-Quentin en Yvelines (Frankreich) eine kompaktere Version mit einer traditionelleren Erzählung, die für ein Familien-Publikum bestimmt war. 

So entstand "How Siegfried killed the dragon and so weiter", eine musikalische Geschichte von 1h10, die wir bereits mehrmals in ganz Frankreich gespielt haben.

Wir möchten diese Show nun in Szenen im Ausland präsentieren, weil es uns wichtig erscheint, Wagners Werk weltweit und bei möglichst vielen Menschen zu fördern.
Unser Traum: in Bayreuth während der Festspielzeit zu spielen!

N.B.: Die französischen Texte der Show können je nach Bedarf und den Anforderungen der Veranstaltungsorte übersetzt oder umgeschrieben werden.

Wenn Sie mehr hierüber erfahren möchten, kontaktieren Sie bitte:
Internationale Entwicklung
studiopachelbell@gmail.com
 
Geschrieben von Hélène Vintraud & François Salès
für Le Cercle de Wagner, ins Deutsche frei übersetzt von Karl Russwurm