© Badisches Staatstheater Karlsruhe, Siegfried 2019

NEWS

20.07.2019
Mit "Berlin is not Bayreuth" bekommt Berlin ein kleines, anarchisches Wagner-Festival
Wagners Künstler-Oper Tannhäuser feiert im Sommer 2019 deshalb nicht nur in Bayreuth Premiere, sondern ist auch Grundlage für unser Berliner Festival-Debüt.
Fotos:
1.  Das Helmi / Cora Frost
2.  glanz&krawall
3.  Gruppe
4.  Romano
5.  Tanga Elektra

Mit "BERLIN is not BAYREUTH" bekommt Berlin ein kleines, anarchisches Wagner-Festival. Vom 23. – 25. August 2019 holen der Köpenicker Rapper Romano, die feministische Performerin Vanessa Stern und Ensemble, die Puppentheatergruppe Das Helmi – unterstützt von der Sängerin und Schauspielerin Cora Frost, die Electro-Soul-Brüder Tanga Elektra, die griechische Avantgarde-Pop-Musikerin Melentini und die Musiktheater-Kombo glanz&krawall Richy Wagner für drei Tage nach Berlin und heben ihn vom Genie-Sockel. "BERLIN is not BAYREUTH" versucht in Lichtenberg auf dem alternativen Künstler-Gelände der B.L.O.-Ateliers (nur 10 Minuten vom Bahnhof Alexanderplatz entfernt) das, wovor sich alle klassischen Bühnenweihspiele dieser Welt gruseln: ein hierarchiefreies Aufeinandertreffen von E- und U-Musik, von Hochkultur und Pop.

Wagners Künstler-Oper Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg feiert im Sommer 2019 deshalb nicht nur in Bayreuth Premiere, sondern ist auch Grundlage für unser Berliner Festival-Debüt. 1845 in Dresden uraufgeführt, beschreibt Tannhäuser die Rolle des Künstlers in einer Gesellschaft, die nicht willens ist, dessen Kunst zu rezipieren. Nach seiner Rückkehr aus dem Venusberg verweigert sich der Minnesänger einer Anpassung an die bestehende Ordnung auf der Wartburg, die sich im Sängerkrieg immer wieder selbst reproduziert und bestätigt. Das Neue, das Andere finden hier keinen Eingang in den Kanon. Tannhäuser ist der Künstler ohne Publikum, er bringt das (musikalisch) Neue und bleibt doch Außenseiter. Wie Bob Dylan einst, der die akustische gegen eine E-Gitarre tauschte und gnadenlos von seinen eigenen Fans ausgepfiffen wurde. Wie kann man sich heute diesen Mechanismen verweigern und etwas Anderes schaffen?

„Hier […] würde ich auf einer schönen Wiese bei der Stadt ein rohes Theater nach meinem Plane herstellen. Ist alles in gehöriger Ordnung, so lasse ich dann unter diesen Umständen drei Aufführungen in einer Woche stattfinden: nach der dritten wird das Theater eingerissen und meine Partitur verbrannt. Den Leuten, denen die Sache gefallen hat, sage ich dann: "nun macht's auch so!“, schreibt Richard Wagner im Jahre 1850.

Drei Open-Air- und eine Indoor-Bühne werden zu  den zentralen Spielorten der Oper: Venusberg, Wartburg, Heilige Halle und Vatikan. Ein Jugendmusikorchester begrüßt euch auf dem zentralen Vorplatz der B.L.O.-Ateliers am Nöldnerplatz mit der Ouvertüre. Hiernach öffnet sich der Kosmos Tannhäuser. Die Oper wird begehbar. Die Musikacts und darstellenden Künstler*innen gestalten die Festivalbühnen gleichermaßen und bespielen diese in einem 6-Stunden-Marathon täglich parallel. Davor, dazwischen und danach könnt ihr auf dem schönen Gelände, das viel Wildwuchs bereithält, picknicken, entspannen, quatschen, Biere exen, Leitmotive pfeifen, Details entdecken, Sonne tanken. Ihr entscheidet, wann ihr welchen Teil wie lange seht und erschließt euch die Oper auf diese Weise selbst. Jede*r sieht also eine andere, individuelle Inszenierung und ist dabei nah dran an den Spieler*innen und der Musik. Konzert, Festival und Party fließen ineinander. Figuren einer Welt werden zu Zuschauenden an anderen Bühnen und begegnen sich auch in gemeinsamen Happenings. Ein mehrtägiger Festivalbesuch empfiehlt sich, da vieles parallel an unterschiedlichen Orten geschieht, aber auch weil Panels, Aftershow-Partys und Einblicke in die BLO Ateliers im Rahmenprogramm auf euch warten. 

"BERLIN is not BAYREUTH" ist Oper als Festival als Utopie. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr mit dabei seid!

www.berlinisnotbayreuth.de/