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15.05.2019
Frankfurter Wagner-Kontexte - Neuerscheinung Band 2
Es widmet sich dem Violinisten August Wilhelmj (1845-1908). Er galt als einer der größten Geiger seiner Zeit und beeinflusste Richard Wagner maßgeblich. Content Mit Band 2 der vom RWV Frankfurt herausgegebenen Buchreihe Frankfurter Wagner-Kontexte rückt ein weiterer Vertreter der Neudeutschen Schule des 19. Jahrhunderts ins Blickfeld. Autorin Dr. Mareike Beckmann, die ab ihrem 7. Lebensjahr im Geigenspiel ausgebildet wurde und an den Musikhochschulen in Würzburg und Frankfurt am Main studierte, widmete ihre Dissertation dem 1845 im hessischen Usingen geborenen Violinisten August Wilhelmj. Wie Alexander Ritter, der Protagonist des im Juli 2018 erschienenen Eröffnungsbandes der Buchreihe, ist er Repräsentant einer Strömung, die von einem konservativ-absoluten Musikverständnis zur Programmatik einer Musik der Zukunft führt.
Am Leipziger Konservatorium studierten Wilhelmj und Ritter bei Ferdinand David, dem mit Felix Mendelssohn Bartholdy befreundeten Konzertmeister des Gewandhauses, und beide gehörten später zum engen Zirkel der ersten Bayreuther Festspiele. August Wilhelmj lernte Richard Wagner im musikliebenden Haus der Eltern im Rheingau kennen, wo der Komponist des Fliegenden Holländers, des Tannhäuser und Lohengrin ein gern gesehener Gast war.
Berühmt wurde der schon frühbegabte Wilhelmj durch eine von ihm entwickelte Technik des kantablen Geigenvortrags, die völlig neue Maßstäbe des technisch Spielbaren setzte. Die entscheidende Neuerung war eine Kombination aus veränderter Körperhaltung und Bogentechnik, die den unhörbaren Bogenwechsel und folglich die unendlich lange Melodie ermöglichte. Zugleich versetzte er die Geiger in die Lage, ein Tonvolumen zu produzieren, das die damals entstehenden Konzertsäle mit bis zu 5.500 Plätzen füllen konnte.
Den Interpretationsstil des späteren Bayreuther Meisters beeinflusste er damit auf prägende Weise. Die Thränen in meinen Augen mögen Ihnen das sagen, wofür mein Mund keine Worte findet. Dieses Lob Richard Wagners galt somit dem Erneuerer des Geigenspiels, der neben seiner solistischen Weltkarriere zudem ein exzellenter Orchestermanager war. 1875 beauftragte Wagner ihn mit der Zusammenstellung des ersten Bayreuther Festspielorchesters. Zwei Jahre später bereitete der hoch geschätzte Konzertmeister die Londoner Wagner-Konzerte in der Royal Albert Hall vor. Der Revolutionär des Geigenspiels war also über seine organisatorischen Fähigkeiten hinaus ein Inspirator für den Revolutionär des Musiktheaters.
Neben Wilhelmj und Wagner vertraten auch Franz Liszt, Joachim Raff, Peter Cornelius und Felix Draeseke die Neudeutsche Schule. Später traten Komponisten wie Gustav Mahler und Richard Strauss in die Nachfolge dieser Bewegung und legten sie mit ihrem programmatischen Stil neu aus. Es darf nicht verwundern, dass darüber von Beginn an ein erbitterter Interpretationsstreit entbrannte. Bildeten bei den Komponisten Brahms und Wagner die jeweiligen Gegenpole, so spalteten sich Fachwelt wie Publikum beim Violinspiel einerseits in die traditionsbewussten Befürworter einer seelenvoll sanften Tongebung und andererseits in die Fürsprecher einer technisch perfekten Wiedergabe des neuen vollen Tones.
Der werkgetreue Aufführungsstil eines Joseph Joachim (1831-1907) stand gegen die moderne Modulation der Tonartencharakteristik des August Wilhelmj. Galt Joachim als der lyrische Tenor unter den Violinisten, verkörperte Wilhelmj den Heldentenor dieser Instrumentengruppe.
Autorin Dr. Mareike Beckmann will mit ihrer Arbeit Schnittstelle zwischen Musikwissenschaft und Praxis sein. Die hiermit präsentierte Dissertation befasst sich mit dem musikwissenschaftlichen Teilbereich der angewandten Interpretationswissenschaft. Sie beleuchtet mit der Aufführungspraxis im 19. Jahrhundert zudem ein noch relativ junges Forschungsfeld und besticht mit der Lebendigkeit einer Künstlerbiografie. Dem Leser wird technisches Wissen über das Violinspiel ebenso verständlich vermittelt, wie Vita und kompositorisches Schaffen des ersten Konzertmeisters der Bayreuther Festspiele.
Mit der Buchreihe Frankfurter Wagner-Kontexte, die im Tectum Verlag Baden-Baden erscheint, ergänzt der RWV Frankfurt sein Förderprogramm. Neben seinen jährlich zehn Bayreuth-Stipendien an junge Bühnenschaffende wird mit dem zusätzlichen Publikationsstipendium ein musikwissenschaftlicher und qualitativ hochwertiger Beitrag zur Richard-Wagner-Forschung geleistet. Das Themenspektrum wird dabei bewusst weit gefasst. Als einzige Voraussetzung haben die primär geförderten Dissertationen einen konkreten Kontext zum Komponisten Richard Wagner zu gewährleisten. Der RWV Frankfurt dotiert das Publikationsstipendium 2019 mit 3.500 ?.
Informationen zum 256-seitigen Buch mit dem Titel August Wilhelmj - Der deutsche Paganini? unter > www.rwv-ffm.de/Publikationen
Am Leipziger Konservatorium studierten Wilhelmj und Ritter bei Ferdinand David, dem mit Felix Mendelssohn Bartholdy befreundeten Konzertmeister des Gewandhauses, und beide gehörten später zum engen Zirkel der ersten Bayreuther Festspiele. August Wilhelmj lernte Richard Wagner im musikliebenden Haus der Eltern im Rheingau kennen, wo der Komponist des Fliegenden Holländers, des Tannhäuser und Lohengrin ein gern gesehener Gast war.
Berühmt wurde der schon frühbegabte Wilhelmj durch eine von ihm entwickelte Technik des kantablen Geigenvortrags, die völlig neue Maßstäbe des technisch Spielbaren setzte. Die entscheidende Neuerung war eine Kombination aus veränderter Körperhaltung und Bogentechnik, die den unhörbaren Bogenwechsel und folglich die unendlich lange Melodie ermöglichte. Zugleich versetzte er die Geiger in die Lage, ein Tonvolumen zu produzieren, das die damals entstehenden Konzertsäle mit bis zu 5.500 Plätzen füllen konnte.
Den Interpretationsstil des späteren Bayreuther Meisters beeinflusste er damit auf prägende Weise. Die Thränen in meinen Augen mögen Ihnen das sagen, wofür mein Mund keine Worte findet. Dieses Lob Richard Wagners galt somit dem Erneuerer des Geigenspiels, der neben seiner solistischen Weltkarriere zudem ein exzellenter Orchestermanager war. 1875 beauftragte Wagner ihn mit der Zusammenstellung des ersten Bayreuther Festspielorchesters. Zwei Jahre später bereitete der hoch geschätzte Konzertmeister die Londoner Wagner-Konzerte in der Royal Albert Hall vor. Der Revolutionär des Geigenspiels war also über seine organisatorischen Fähigkeiten hinaus ein Inspirator für den Revolutionär des Musiktheaters.
Neben Wilhelmj und Wagner vertraten auch Franz Liszt, Joachim Raff, Peter Cornelius und Felix Draeseke die Neudeutsche Schule. Später traten Komponisten wie Gustav Mahler und Richard Strauss in die Nachfolge dieser Bewegung und legten sie mit ihrem programmatischen Stil neu aus. Es darf nicht verwundern, dass darüber von Beginn an ein erbitterter Interpretationsstreit entbrannte. Bildeten bei den Komponisten Brahms und Wagner die jeweiligen Gegenpole, so spalteten sich Fachwelt wie Publikum beim Violinspiel einerseits in die traditionsbewussten Befürworter einer seelenvoll sanften Tongebung und andererseits in die Fürsprecher einer technisch perfekten Wiedergabe des neuen vollen Tones.
Der werkgetreue Aufführungsstil eines Joseph Joachim (1831-1907) stand gegen die moderne Modulation der Tonartencharakteristik des August Wilhelmj. Galt Joachim als der lyrische Tenor unter den Violinisten, verkörperte Wilhelmj den Heldentenor dieser Instrumentengruppe.
Autorin Dr. Mareike Beckmann will mit ihrer Arbeit Schnittstelle zwischen Musikwissenschaft und Praxis sein. Die hiermit präsentierte Dissertation befasst sich mit dem musikwissenschaftlichen Teilbereich der angewandten Interpretationswissenschaft. Sie beleuchtet mit der Aufführungspraxis im 19. Jahrhundert zudem ein noch relativ junges Forschungsfeld und besticht mit der Lebendigkeit einer Künstlerbiografie. Dem Leser wird technisches Wissen über das Violinspiel ebenso verständlich vermittelt, wie Vita und kompositorisches Schaffen des ersten Konzertmeisters der Bayreuther Festspiele.
Mit der Buchreihe Frankfurter Wagner-Kontexte, die im Tectum Verlag Baden-Baden erscheint, ergänzt der RWV Frankfurt sein Förderprogramm. Neben seinen jährlich zehn Bayreuth-Stipendien an junge Bühnenschaffende wird mit dem zusätzlichen Publikationsstipendium ein musikwissenschaftlicher und qualitativ hochwertiger Beitrag zur Richard-Wagner-Forschung geleistet. Das Themenspektrum wird dabei bewusst weit gefasst. Als einzige Voraussetzung haben die primär geförderten Dissertationen einen konkreten Kontext zum Komponisten Richard Wagner zu gewährleisten. Der RWV Frankfurt dotiert das Publikationsstipendium 2019 mit 3.500 ?.
Informationen zum 256-seitigen Buch mit dem Titel August Wilhelmj - Der deutsche Paganini? unter > www.rwv-ffm.de/Publikationen