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24.02.2019
Johannes Martin Kränzle mit Rheingold-Preis des RWV Frankfurt geehrt
Am 17.2.19 erhielt Johannes Martin Kränzle den Rheingold-Preis des RWV Frankfurt, mit dem eine Ehrenmitgliedschaft im etwas anderen Fanclub verbunden ist.
Im Portraitkonzert stand jedoch nicht nur der Bariton, sondern insbesondere der Komponist Kränzle im Mittelpunkt. Content Seine kompositorischen Fähigkeiten hat Johannes Martin Kränzle schon früh unter Beweis gestellt. Als Gymnasiast schrieb er zusammen mit einem Mitschüler die komischen Opern Hexensabbat und Hera und Polyester; dafür gab es sogar den Bayerischen Theaterpreis. Der Respekt vor den großen Komponisten ließ ihn aber auf diesem Gebiet keine Chance für sich sehen. Kränzle, der schon mit fünf Jahren Geigenunterricht erhalten hatte, begann zunächst ein Studium der Musiktheaterregie und Violine. Im Hochschulchor in Frankfurt fiel schnell sein ungewöhnlicher Bariton auf; das bestimmte fortan seine berufliche Zukunft. "Martin Gründler hat dann für meine sängerische Entwicklung ei ne herausragende Rolle gespielt", berichtet Kränzle. 

Kränzle ist der dritte Empfänger dieses Preises, der im Jahr 2010 anlässlich des 100. Gründungstages des RWV Frankfurt erstmals an den Frankfurter Generalmusikdirektor Sebastian Weigle verliehen worden war. 2014 wurde der norwegische Bariton Terje Stensvold damit geehrt. 

"An den Namen unserer Preisträger sehen Sie, was uns mit dem Rheingold-Preis wichtig ist: der RWV FFM möchte einerseits herausragende Verdienste bei der Interpretation der musikdramatischen Werke Wagners würdigen, wie es Sebastian Weigle zu leisten im Stande ist. Andererseits ehren wir die geniale Verschmelzung herausragender, gesanglicher Qualitäten mit einer intensiven, wandlungsfähigen und wahrhaftigen Darstellung komplexer Rollen-Charaktere, wie wir es bei Johannes Martin Kränzle schätzen", sagte der Vorsitzende des Frankfurter Wagner-Verbandes, Dirk Jenders, bei der Preisverleihung am 17. Februar 2019 im Großen Saal des Dr. Hoch's Konservatorium. 

"Doch ist uns auch der Blick über den wagnerschen Tellerrand hinaus wichtig, was der Einsatz von Sebastian Weigle für das zeitgenössische Repertoire und das kompositorische Schaffen des heute Geehrten belegen."

Was motiviert Kränzle, Musik zu schreiben? "Ich brauche dazu einen Auftrag", sagt er im Gespräch. So kamen in den Jahren 2015 und 2016 die Lieder um Liebe nach Gedichten von Bertolt Brecht zustande. Gewidmet hat sie Kränzle der Mezzosopranistin Lena Haselmann, die sie auch anlässlich der Preisverleihung gesungen hat; 2017 haben die beiden geheiratet. 

Eine Zeitlang habe er keinen Wettbewerb in seinem Fach ausgelassen, berichtet Kränzle; man kann nachlesen, dass er viele davon erfolgreich absolviert hat. Dieser Leidenschaft verdankt er auch ein weiteres kompositorisches Werk. Mit der Kammerkurzoper Der Wurm gewann er 1997 den dritten Preis beim Kompositionswettbewerb der Neuköllner Oper Berlin. Kleinere Kompositionen folgten.

Zentrum seines Schaffens wird aber der Gesang bleiben. Der 56jährige, dessen Repertoire bereits über 120 Rollen umfasst, hat eine lange "Wishlist" auf seiner Website: darunter allein 37 Rollen, die er gerne neu einstudieren würde. Der Kurwenal aus Tristan und Isolde ist dabei. Ansonsten macht der weltweit gefragte Wagner-Interpret kein Geheimnis daraus, dass er das musikalische Genie Richard Wagners zwar sehr schätzt, ihm andere Komponisten emotional jedoch näher liegen. 

Erlebt man den Sängerdarsteller auf der Bühne, vermittelt sich seine ungeheure Lust am Spielen. Ob er auch einmal Regie führen möchte? Eher nicht, meint Kränzle; für den Regisseur ende eine Produktion mit der Premiere. Für ihn als Sänger liege ein großer Reiz darin, bei jeder neuen Aufführung an der Rolle zu feilen und andere Facetten aufzuspüren. 

Mit dem Sänger des Jahres 2011 und 2018 nahm der RWV Frankfurt nunmehr sein viertes Ehrenmitglied in seinen Reihen auf. Die Laudatio hielt der Intendant der Oper Frankfurt, Bernd Loebe. Er überbrachte dem Preisträger auch Glückwünsche des gerade in der Mainmetropole weilenden Musikdirektors des Royal Opera House London, Sir Antonio Pappano: "tell him: he is the best!".

In einer Erstaufführung trug Johannes Martin Kränzle die von ihm für Streichquartett bearbeiteten Hollywood-Elegien von Hanns Eissler vor. Die Mezzosopranistin Lena Haselmann präsentierte seinen 2016 entstandenen Zyklus Lieder um Liebe, der ebenfalls auf Brecht-Texten basiert. Gemeinsam gab das Künstlerpaar zudem zwei Kränzle-Bearbeitungen der Brahms-Duette Vor der Tür und Es rauschet das Wasser. Alle Stücke wurden vom Malion-Quartett begleitet, das junge Musikerinnen aus Frankfurt und Stuttgart vereint. Eine Abrundung erfuhr das Konzertprogramm durch ein von Hannelore Schmid (Vorstand RWV Frankfurt) moderiertes Gespräch, das die vielfältigen Facetten der Künstlerpersönlichkeit Johannes Martin Kränzle beleuchtete.

Text: Hannelore Schmid und Dirk Jenders