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06.02.2018
Jubiläumskonzert: Wagner-Verband Ulm feiert vier Stunden
Der Richard-Wagner-Verband Ulm/Neu-Ulm feiert im Stadthaus ein Jubiläumskonzert mit Stipendiaten und Heldentenor Stefan Vinke
SWP.de
Jürgen Kanold 23.01.2018


Der Richard-Wagner-Verband Ulm/Neu-Ulm feiert im Stadthaus ein Jubiläumskonzert mit Stipendiaten und Heldentenor Stefan Vinke.Die Pause folgte nach zwei Stunden und 20 Minuten. Okay, man darf nichts anderes erwarten, wenn konditionsstarke Wagnerianer ein Konzert ausrichten. Allein der erste Akt der „Götterdämmerung“ dauert zwei Stunden. Wobei das ein schlechtes Beispiel ist, denn am Sonntag ging im Stadthaus nichts zu Ende und nichts unter, es wurde gefeiert: zehn Jahre Richard-Wagner­-Verband Ulm/Neu-Ulm.

Die Vorsitzende Viola Lachenmann erfüllte sich mit diesem Konzert einen Traum – und erhielt auch ein „goldenes W“, die höchste Auszeichnung des Internationalen Richard-Wagner-Verbands. Horst Eggers war eigens aus Bayreuth angereist, der Vorsitzende dieser Dachorganisation, die  22 000 Mitglieder vertritt:  „der größte Fanclub eines Komponisten weltweit“. Auch Kulturbürgermeisterin Iris Mann sprach ein Grußwort – und Kay Metzger, der künftige Theaterintendant, der andeutete, „vielleicht schon“ in seiner ersten Saison eine Wagner-Oper herauszubringen.

Die vornehmste Aufgabe eines Richard-Wagner-Verbands ist es, Stipendiaten nach Bayreuth zu entsenden, auf dass das Interesse junger Talente für das Werk des Meisters am Originalschauplatz nachhaltig geweckt werde. So traten zunächst mal Stipen­diaten in diesem Festkonzert auf, das auch ein Stipendiat, der Dramaturg Markus Tatzig, moderierte. Längst nicht nur Wagner-Werke wurden geboten: Die Pianisten Georg Michael Grau und Janis Pfeifer spielten Werke von Chopin bis Debussy, der Trompeter Marc Deml brillierte mit „Karneval in Venedig“ von Del Staiger, die Sopranistin Miriam Galonska berührte mit dem „Lied an den Mond“ aus Dvoraks Oper „Rusalka“. Aber dann, begleitet von Marcus McLaren am Klavier: Don Lee mit der Daland-Arie „Mögst Du, mein Kind“, Mezzosopranistin I Chiao Shih mit einem tief glühenden „Weiche, Wotan, weiche“ der Erda, Konstantin Krimmel mit einem noblen, innigen „Lied an den Abendstern“ des Wolfram und Alexander Kiechle beeindruckend Bass-sonor mit Hagens „Hier sitz’ ich zur Wacht“. Riesenapplaus, Auftritte mit Bayreuth-Potenzial.

Und dann erschien umjubelt ein aktueller Bayreuth-Star: Stefan Vinke. Er brachte seine Ehefrau, die Sopranistin Sabine Vinke, mit – nicht nur für die Elsa der Brautgemach-Szene aus dem „Lohengrin“. Wenn der Heldentor Lieder wie Liszts „Im Rhein, im schönen Strome“ singt, erinnert das, mit Verlaub, an einen Zwölfzylinder in der Tempo-30-Zone. Vinke braucht die große Bühne, als Lohengrin demonstrierte er inbrünstig, weshalb die Opernhäuser dieser Welt ihn vor allem auch als Siegfried für den „Ring“ verpflichten: weil er verlässlich ausdrucksvoll die Riesenpartien gestaltet, mit voller Kraft und Energie.