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16.11.2017
Wieland Wagner Tage in Berlin
Ein kurzer Bericht über die sehr erfolgreichen und erfreulichen Wagner Tage in Berlin in der Zeit vom 09.11. bis 11.11.2017
Hunderte von Mitgliedern europäischer Wagnerverbände hatten sich für ein verlängertes Wochenende anlässlich des 100. Geburtstages Wieland Wagners in Berlin in der Zeit vom 09.11. bis 11.11.2017 zusammengefunden.

Ein reichhaltiges Programm mit zahlreichen Veranstaltungen, insbes. einem 2-tägigen Symposium, einem Gala Diner und schließlich zwei Aufführungen an der Deutschen Oper Berlin (Tannhäuser und Lohengrin) nebst touristischen Leckerbissen in Form von verschiedenen Stadtrundfahrten war vom unermüdlich tätigen Vorsitzenden des RWV Berlin-Brandenburg zusammen mit dem Veranstalter Ars Musica zusammen vorbereitet worden.

Das Wochenende begann mit einer schönen Wiederaufnahme von Kasper Holten's Lohengrin an der Deutsche Oper am Donnerstag am 9. November (wobei es die Möglichkeit gab, die gleiche Inszenierung auch noch am Ende der Wagner Tage zu besuchen). Eine herausragende Besetzung mit Klaus Florian Vogt, Rachel Willis-Sørensen, Günther Groissböck und Petra Lang unter dem verlässlichen und umsichtigen Dirigat von Donald Runnicles und einem fein abgestimmtem Orchester ergab eine unvergessliche Aufführung von höchster Qualität.

Das Symposium selbst, das ebenfalls an der Deutschen Oper stattfand, begann am Freitag mit einer Betrachtung von Frau Dr. Ingrid Kapsamer über die künstlerisch-philosophische Entwicklung von Wieland Wagners „Kultischem Theater" am Beispiel seiner Produktionen in Berlin in den Jahren 1959-1962.

Im Anschluss folgte ein kurzweiliges Interview mit der bedeutenden Wagnerinterpretin Anja Silja, moderiert von Rainer Fineske. Frau Silja war in blendender Laune und gewährte einen ehrlichen und teils erheiternden Einblick in das Leben und Arbeiten in Bayreuth unter der Ägide Wieland Wagners.

Josef Lienhart, der frühere Präsident des RWVI, gab in einer eigenen Session anhand zahlreicher Photos einen schönen Eindruck der Produktionen der Wielandschen Arbeiten in Bayreuth in den Jahren 1951 – 1966. Der erste Symposiumstag wurde dann schließlich noch abgerundet mit einem kurzen Film des BR über Wieland Wagner.

Der Abend dann aber wurde gekrönt mit einem köstlichen Gala Dinner im Hotel Kempinski mit Donald Runnicles, Anja Silja, Nike Wagner und Deborah Polaski als Ehrengäste. Dem Dinner vorangegangen war ein Klavierabend Lisztschen Wagner Transkriptionen dargeboten von Florence Delaage, die bereits im Programm des Kongresses in Budapest gespielt hatte. Die Begrüßung geschah durch den Präsidenten des RWVI Horst Eggers, der den Organisatoren dankte und auch einige der angereisten Gruppen (Island, Genf, München, Paris und Lissabon) nicht unerwähnt ließ.

Eine professionelle Übersetzung auf Französisch konnte durch den bereitwilligen Einsatz von Frau Odina Diephaus, frühere Präsidentin des RWV Koblenz geboten werden.

Am Samstagmorgen wurde das Symposium mit einem Vortrag von Prof. Dr. Stephan Mösch aus Karlsruhe fortgesetzt. Er thematisierte mit seinem Referat "Symbol und Wirklichkeit, Wieland Wagners Wandlungen in Bayreuth" besonders erhellende Aspekte bezüglich der Entwicklungsfähigkeit der Regieansätze des Regiegiganten. Danach war es wieder an Rainer Fineske, ein weiteres Gespräch zu moderieren, das die Person Wieland Wagners wiederum von einer etwas anderen Seite beleuchten sollte: Hierfür hatte sich Frau Dr. Nike Wagner bereitgefunden. Sie brachte ihre aufrichtige Bewunderung und klare Würdigung für das Leben und Werk ihres Vaters zum Ausdruck, scheute aber keineswegs dessen schwierige Rolle in der Zeit des Heranwachsens während der Jahres des Nationalsozialismus sowie die teils schwierigen familiären Beziehungen zu thematisieren. Die Zuhörerschaft war von der Offenheit und Objektivit der Ausführungen von Frau Dr. Nike Wagner sehr angetan.

Als Schlusspunkt des Wochenendes stand schließlich dann noch eine Tannhäuser Aufführung in der Regie von Kirsten Harms auf dem Programm. Es sangen: Andreas Schager, die Britin Emma Bell (als Venus und Elisabeth), sowie der Bariton Markus Brück als Wolfram.

Das Wochenende darf mit Fug und Recht als großer Erfolg gewertet werden. Die Balance zwischen akademischem Diskurs, großartigen Opernaufführungen sowie ausreichend Möglichkeiten, sich mit anderen Wagnerfreunden auszutauschen darf als vorbildlich bezeichnet werden.

Dem RWVI ist es ein Anliegen, vor allem Rainer Fineske für die viele ehrenamtliche Arbeit zu danken, die maßgeblich dazu beitrug, dieses Event durch und durch gleichermaßen vergnüglich wie aufschlussreich zu gestalten.