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19.02.2017
Max Ruda – Erlebnisse aus Neu-Bayreuth – Mit der Arbeiterrückfahrkarte zum Grünen Hügel
Zeitzeugen leisten einen unschätzbaren Beitrag, wenn es darum geht, scheinbar längst vergangene Zeiten wieder in Erinnerung zu rufen und wichtige Ereignisse der Vergangenheit für einige Stunden wieder hautnah emotional erlebbar zu machen. Von den rund 70 Mitgliedern des Richard Wagner Verbandes München jedenfalls waren an diesem Nachmittag nicht nur diejenigen entzückt von den authentischen Schilderungen Max Rudas, die die Bayreuther Festspiele in den Fünfziger und Sechziger Jahren noch persönlich miterlebt hatten, sondern auch die später Geborenen, die manchmal vielleicht etwas genervt auf die überschwänglichen Berichten von Bekannten aus einer legendären Ära der Wagnerrezension reagieren, die sie dank der Gnade oder des Fluchs der späteren Geburt nur mühsam mittels schlechter Tonkonserven nachvollziehen können – schließlich gibt es ja die(den eine(n) oder andere(n) grandiose SängerIn und hie und da eine wirklich vernünftige Inszenierung.
Max Ruda (Tenor) wirkte in der ehemaligen DDR als professioneller Sänger, zunächst in verschiedenen Chören, später aber auch erfolgreich als Solist u.a. in Cottbus. Eine große Ehre und rare Ausnahme für Sänger aus Ostdeutschland in den damaligen Zeiten des Kalten Krieges war ein Ruf nach Bayreuth, per von Co-Festspieleiter Wolfgang Wagner persönlich. Freilich waren viele - vor allem politisch bedingte - Hindernisse zu überwinden, bevor Max Ruda endlich im Jahre 1958 erstmals tatsächlich in den Proberäumen und schließlich auf der Festspielbühne des Bayreuther Wagnertheaters mitwirken konnte.
In allen Choropern Wagners war er dann in den Jahren 1960/1961/1964/1965 zu erleben und ein Höhepunkte seiner Bayreuther Jahre für ihn stellte der Einsatz als einer der Lehrbuben in den Meistersingern dar. Schließlich setzten die politischen Spannungen infolge des schändlichen Mauerbaus W. Ulbrichts dem Engagement ein Ende und erst die friedliche deutsche Revolution von 1989 gestattete es Max Ruda und seiner Familie, wenigstens als Zuschauer nach Franken zurückzukehren. Reiseschwierigkeiten und Versorgungsengpässe durch die Plan-Misswirtschaft im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat kamen ebenso zur Sprache wie die Faszination, die von den berühmten Kollegen und führenden Persönlichkeiten in diesen Jahren ausgingen.
Schließlich lässt bereits eine kurze Auswahl aus der Liste der Solisten und Dirigenten, mit denen Max Ruda damals arbeiten durfte, den Atem stocken:
Birgit Nielsson, Josef Greindl, Hans Hotter, Martha Mödl, Hans Knappertsbusch, Karl Schmitt-Walter
Wolfgang Windgassen, Karl Böhm, Astrid Varnay u.v.a. mehr.
Der Nachmittag erlebte noch eine ungeahnten „Höhepunkt“, als der Tenor überraschend einen Teil der Arie des David aus den Meistersingern a capella anstimmte und ausgerechnet dem RWVM-Vorsitzenden Karl Russwurm als Partner (Stolzing) eine winzige Solistenrolle zudachte.
Oh je? Nun, die Zuhörer nahmen es mit Humor und so blieb jedenfalls viel Gesprächsstoff für den anschließenden Wagnerstammtisch.
Fazit: Laden Sie doch den symphatischen und weitest gehend frei referierenden Max Ruda einmal ein zu einem geselligen Nachmittag ihres Verbandes ein und lassen sie so die großen Zeiten Neu-Bayreuths auferstehen durch einen Tenor, der ganz nah und sehr aktiv dabei war, als Gesangs-Legenden geboren wurden und der allein durch die Tatsache, dass er bis zuletzt Bürger der DDR war ohne je Parteimitglied gewesen zu sein, zu einem großen „HELDENTENOR“ reifte.
Karl Russwurm, München, 18.02.2017
Max Ruda (Tenor) wirkte in der ehemaligen DDR als professioneller Sänger, zunächst in verschiedenen Chören, später aber auch erfolgreich als Solist u.a. in Cottbus. Eine große Ehre und rare Ausnahme für Sänger aus Ostdeutschland in den damaligen Zeiten des Kalten Krieges war ein Ruf nach Bayreuth, per von Co-Festspieleiter Wolfgang Wagner persönlich. Freilich waren viele - vor allem politisch bedingte - Hindernisse zu überwinden, bevor Max Ruda endlich im Jahre 1958 erstmals tatsächlich in den Proberäumen und schließlich auf der Festspielbühne des Bayreuther Wagnertheaters mitwirken konnte.
In allen Choropern Wagners war er dann in den Jahren 1960/1961/1964/1965 zu erleben und ein Höhepunkte seiner Bayreuther Jahre für ihn stellte der Einsatz als einer der Lehrbuben in den Meistersingern dar. Schließlich setzten die politischen Spannungen infolge des schändlichen Mauerbaus W. Ulbrichts dem Engagement ein Ende und erst die friedliche deutsche Revolution von 1989 gestattete es Max Ruda und seiner Familie, wenigstens als Zuschauer nach Franken zurückzukehren. Reiseschwierigkeiten und Versorgungsengpässe durch die Plan-Misswirtschaft im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat kamen ebenso zur Sprache wie die Faszination, die von den berühmten Kollegen und führenden Persönlichkeiten in diesen Jahren ausgingen.
Schließlich lässt bereits eine kurze Auswahl aus der Liste der Solisten und Dirigenten, mit denen Max Ruda damals arbeiten durfte, den Atem stocken:
Birgit Nielsson, Josef Greindl, Hans Hotter, Martha Mödl, Hans Knappertsbusch, Karl Schmitt-Walter
Wolfgang Windgassen, Karl Böhm, Astrid Varnay u.v.a. mehr.
Der Nachmittag erlebte noch eine ungeahnten „Höhepunkt“, als der Tenor überraschend einen Teil der Arie des David aus den Meistersingern a capella anstimmte und ausgerechnet dem RWVM-Vorsitzenden Karl Russwurm als Partner (Stolzing) eine winzige Solistenrolle zudachte.
Oh je? Nun, die Zuhörer nahmen es mit Humor und so blieb jedenfalls viel Gesprächsstoff für den anschließenden Wagnerstammtisch.
Fazit: Laden Sie doch den symphatischen und weitest gehend frei referierenden Max Ruda einmal ein zu einem geselligen Nachmittag ihres Verbandes ein und lassen sie so die großen Zeiten Neu-Bayreuths auferstehen durch einen Tenor, der ganz nah und sehr aktiv dabei war, als Gesangs-Legenden geboren wurden und der allein durch die Tatsache, dass er bis zuletzt Bürger der DDR war ohne je Parteimitglied gewesen zu sein, zu einem großen „HELDENTENOR“ reifte.
Karl Russwurm, München, 18.02.2017