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09.06.2023
Festkonzert 140 Jahre Richard-Wagner-Verband-Augsburg
Festkonzert 140 Jahre Richard-Wagner-Verband-Augsburg.
Augsburg hat eine lange Tradition mit Richard Wagner. Bereits im Dezember 1883 wird Augsburg im Verzeichnis der Vertretungen des Allgemeinen Richard-Wagner-Verbandes die Musikalienhandlung Josef Gebrath und A. Gitter erwähnt. In der Zeit von 1871 – 1885 wurden 114 x Werke von Richard Wagner am Theater Augsburg aufgeführt, davon 39 mal der Tannhäuser. Im gleichen Zeitraum aber nur 54 Aufführungen von Mozart. Es gab in Augsburg um 1900 einen Richard-Wagner Chor, einen Gesangsverein Tannhäuser, einen Theaterclub Lohengrin, einen Orchesterverein Jung Siegfried. Im Jahr 1882 ein großes Wagner-Konzert und am 13. 2.1890 eine große Wagner Gedächtnisfeier.
Am 3. Juni hat man mit einem Festkonzert im Kleinen Goldenen Saal 140 Jahre Richard-Wagner-Verband Augsburg gefeiert. Eine äußerst gut gelungene Veranstaltung mit wunderbaren Musikern und Festreden. Auf dem Programm Mahler und Wagner. Anschließend eine Mahlzeit im nahe geliegenden Restaurant Max Clause. Nicht nur Verbandsmitglieder waren da, viele sind angereist, von Wagnerverbänden weit und breit, u.a. die Vorsitzende aus Island. Präsident Rainer Fineske ist gekommen, mit Torsten Fineske und hat eine Festrede gegeben. Ehrenmitglied Dr. Oswald Georg Bauer mit Peter Werth aus München waren auch da sowie Frank Piontek aus Bayreuth, der spontan von der Bühne über Mahler und Wagner geredet hat. Mit seinem Artikel, Mahler und Wagner, dürfen wir hier diesen Bericht bereichen.
Augsburg: „Festkonzert“ 140 Jahre Richard-Wagner-Verband Augsburg - Der Opernfreund:
Darf man in einem Festkonzert, das aus Anlass des soundsovielten Jahrestags des Bestehens eines Richard-Wagner-Verbandes veranstaltet wird, Gustav Mahler spielen?
Dumme Frage – natürlich darf man. Abgesehen von der musikalischen Dignität der Werke Mahles gehören die beiden Komponisten eng zusammen. Nicht, dass sie sich begegnet wären; auch hat Mahler bekanntlich keine Oper geschrieben, doch verbindet die beiden Musiker so viel, dass es schwer ist, den Symphoniker und den Operndirektor und -dirigenten Mahler ohne Wagner zu denken. Also setzte der Augsburger Wagner-Verband zum 140. Jahrestag kurzerhand Mahlers „Lied von der Erde“ aufs Programm, denn für die Erste oder Vierte Symphonie, in denen Wagner-Zitate vorkommen, war auf dem Podium im Kleinen Goldenen Saal nun wirklich kein Platz – es sei denn, man hätte Klavierfassungen gespielt. Da es sich aber um ein Wagner-Konzert handelte, musste, zumindest im erste Teil, gesungen werden. So sahen die Augsburger Zurab Zurabishvili und Margarita Gritskova auf der Bühne vereint. Der Georgier war einst Stipendiat des Augsburger Verbandes, zur Mezzosopranistin kam man, weil der Tenor mit ihr befreundet ist. Bis 2020 sang sie an der Wiener Staatsoper Haupt- und sog. Nebenrollen: Carmen, Dorabella, Olga, Idamante, in Sachen Wagner die 3. Blume und Siegrune. Als Amneris erlebte sie ihr Rollen-Debüt kürzlich in Weimar; daher setzte es noch eine Zugabe: das große Eifersuchtsduett aus „Aida“, worüber manch Augsburger Opernfreund, wenn auch Verdi-Liebhaber, die innere Nase rümpfen mochte, obwohl die beiden größten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts, die wesentlich mehr als die Geburtsdaten verbindet, gleichen Jahrgangs und der Beifall denn doch gewaltig waren. Kein Wunder: im überakustischen Raum, der auch den eh schon sehr lauten Tenor zur doppelten Geltung brachte, werden die Leidenschaften gleichsam verdreifacht.
Großen Beifall gab‘s denn auch für Wagner. Denn Alessandro Misciasci, der an diesem Nachmittag enorm viel zu tun hatte, erfreute die Zuhörer im zweiten Teil mit einer Art „best off“. Lohengrin-Vorspiel, Liebestod, Abendstern (mit dem Violoncellisten Jakob Janeschitz-Kriegl), erster Satz aus Wagners B-Dur-Sonate und schließlich Hugo Wolfs originelle Meistersinger-Paraphrase (ein Kaleidoskop der schönsten Stellen): das rockte die aus Nah und Fern angereisten Leute, die mit der Mahler-Wagner-Verdi-Kombination, glaube ich, sehr zufrieden waren.
Frank Piontek, 5. Juni 2023
https://deropernfreund.de/uncategorized/augsburg-festkonzert-140-jahre-richard-wagner-verband-augsburg/
Fotos:
1. Hilde Lutz Vorsitzende RWV Augsburg
2. Rainer Fineske Präsident RWVI
3-4 Solisten des Festkonzerts: Alessandro Misciasci, Margarita Gritskova, Zurab Zurabishvili
5. Dr. Oswald Georg Bauer und Peter Werth mit Selma Gudmundsdottir, Vorsitzende RWV Island
6. Aus dem Restaurant Max Klause
Augsburg hat eine lange Tradition mit Richard Wagner. Bereits im Dezember 1883 wird Augsburg im Verzeichnis der Vertretungen des Allgemeinen Richard-Wagner-Verbandes die Musikalienhandlung Josef Gebrath und A. Gitter erwähnt. In der Zeit von 1871 – 1885 wurden 114 x Werke von Richard Wagner am Theater Augsburg aufgeführt, davon 39 mal der Tannhäuser. Im gleichen Zeitraum aber nur 54 Aufführungen von Mozart. Es gab in Augsburg um 1900 einen Richard-Wagner Chor, einen Gesangsverein Tannhäuser, einen Theaterclub Lohengrin, einen Orchesterverein Jung Siegfried. Im Jahr 1882 ein großes Wagner-Konzert und am 13. 2.1890 eine große Wagner Gedächtnisfeier.
Am 3. Juni hat man mit einem Festkonzert im Kleinen Goldenen Saal 140 Jahre Richard-Wagner-Verband Augsburg gefeiert. Eine äußerst gut gelungene Veranstaltung mit wunderbaren Musikern und Festreden. Auf dem Programm Mahler und Wagner. Anschließend eine Mahlzeit im nahe geliegenden Restaurant Max Clause. Nicht nur Verbandsmitglieder waren da, viele sind angereist, von Wagnerverbänden weit und breit, u.a. die Vorsitzende aus Island. Präsident Rainer Fineske ist gekommen, mit Torsten Fineske und hat eine Festrede gegeben. Ehrenmitglied Dr. Oswald Georg Bauer mit Peter Werth aus München waren auch da sowie Frank Piontek aus Bayreuth, der spontan von der Bühne über Mahler und Wagner geredet hat. Mit seinem Artikel, Mahler und Wagner, dürfen wir hier diesen Bericht bereichen.
Augsburg: „Festkonzert“ 140 Jahre Richard-Wagner-Verband Augsburg - Der Opernfreund:
Darf man in einem Festkonzert, das aus Anlass des soundsovielten Jahrestags des Bestehens eines Richard-Wagner-Verbandes veranstaltet wird, Gustav Mahler spielen?
Dumme Frage – natürlich darf man. Abgesehen von der musikalischen Dignität der Werke Mahles gehören die beiden Komponisten eng zusammen. Nicht, dass sie sich begegnet wären; auch hat Mahler bekanntlich keine Oper geschrieben, doch verbindet die beiden Musiker so viel, dass es schwer ist, den Symphoniker und den Operndirektor und -dirigenten Mahler ohne Wagner zu denken. Also setzte der Augsburger Wagner-Verband zum 140. Jahrestag kurzerhand Mahlers „Lied von der Erde“ aufs Programm, denn für die Erste oder Vierte Symphonie, in denen Wagner-Zitate vorkommen, war auf dem Podium im Kleinen Goldenen Saal nun wirklich kein Platz – es sei denn, man hätte Klavierfassungen gespielt. Da es sich aber um ein Wagner-Konzert handelte, musste, zumindest im erste Teil, gesungen werden. So sahen die Augsburger Zurab Zurabishvili und Margarita Gritskova auf der Bühne vereint. Der Georgier war einst Stipendiat des Augsburger Verbandes, zur Mezzosopranistin kam man, weil der Tenor mit ihr befreundet ist. Bis 2020 sang sie an der Wiener Staatsoper Haupt- und sog. Nebenrollen: Carmen, Dorabella, Olga, Idamante, in Sachen Wagner die 3. Blume und Siegrune. Als Amneris erlebte sie ihr Rollen-Debüt kürzlich in Weimar; daher setzte es noch eine Zugabe: das große Eifersuchtsduett aus „Aida“, worüber manch Augsburger Opernfreund, wenn auch Verdi-Liebhaber, die innere Nase rümpfen mochte, obwohl die beiden größten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts, die wesentlich mehr als die Geburtsdaten verbindet, gleichen Jahrgangs und der Beifall denn doch gewaltig waren. Kein Wunder: im überakustischen Raum, der auch den eh schon sehr lauten Tenor zur doppelten Geltung brachte, werden die Leidenschaften gleichsam verdreifacht.
Großen Beifall gab‘s denn auch für Wagner. Denn Alessandro Misciasci, der an diesem Nachmittag enorm viel zu tun hatte, erfreute die Zuhörer im zweiten Teil mit einer Art „best off“. Lohengrin-Vorspiel, Liebestod, Abendstern (mit dem Violoncellisten Jakob Janeschitz-Kriegl), erster Satz aus Wagners B-Dur-Sonate und schließlich Hugo Wolfs originelle Meistersinger-Paraphrase (ein Kaleidoskop der schönsten Stellen): das rockte die aus Nah und Fern angereisten Leute, die mit der Mahler-Wagner-Verdi-Kombination, glaube ich, sehr zufrieden waren.
Frank Piontek, 5. Juni 2023
https://deropernfreund.de/uncategorized/augsburg-festkonzert-140-jahre-richard-wagner-verband-augsburg/
Fotos:
1. Hilde Lutz Vorsitzende RWV Augsburg
2. Rainer Fineske Präsident RWVI
3-4 Solisten des Festkonzerts: Alessandro Misciasci, Margarita Gritskova, Zurab Zurabishvili
5. Dr. Oswald Georg Bauer und Peter Werth mit Selma Gudmundsdottir, Vorsitzende RWV Island
6. Aus dem Restaurant Max Klause