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04.10.2020
RWV Frankfurt: Neuerscheinung Band 3 der Frankfurter Wagner-Kontexte
Es gibt sie noch: Projekte, die in diesem Jahr weder abgesagt noch verschoben werden müssen. Die Frankfurter Wagner-Kontexte sind ein solches Projekt. Seit 23. September liegt der druckfrische Band 3 unserer musikwissenschaftlichen Reihe vor und wir freuen uns, heute den Autor und das Thema vorstellen zu können:
Anatol Stefan Riemer:
Die Rheinnixen contra Tristan und Isolde an der Wiener Hofoper
Studien zu Jacques Offenbachs Großer romantischer Oper aus dem Jahr 1864
Am 4. Februar 1864 wurde Jacques Offenbachs Große romantische Oper Die Rheinnixen an der Wiener Hofoper uraufgeführt. Die ebenfalls in Wien geplante Premiere von Richard Wagners Tristan und Isolde war hingegen kurz zuvor nach nicht weniger als 77 Proben als unaufführbar endgültig abgesagt worden. An dieser Stelle kreuzten sich nach 1861, als in Paris Wagners Tannhäuser und Offenbachs Ballett Le Papillon gleichzeitig auf dem Spielplan standen, zum zweiten Mal die beruflichen Wege zweier Komponisten, die einander vermutlich nie persönlich begegnet sind und die man auf den ersten Blick durchaus als Antipoden sehen kann: Hier der glücklich verheiratete Erfinder der Operette, Parodist und eingebürgerte französische Jude mit Kölner Wurzeln, dort der unstete Schwärmer, Großmeister der schweren dramatischen Kost und deutsche Antisemit aus Leipzig.
Bei näherem Hinsehen erweisen sich solche holzschnittartigen Vergleiche nicht selten als viel zu grob. Offenbach und Wagner nahmen aber tatsächlich höchst unterschiedliche musikalische Standpunkte ein, verfolgten absolut divergierende ästhetische Konzepte und waren einander auch in profunder Abneigung verbunden, wie zahlreiche geringschätzige bis bösartige Äußerungen über den jeweils anderen belegen. Immerhin – nach allen wechselseitigen Schmähungen erteilte Richard Wagner zehn Monate vor seinem Tod in einem Brief an Felix Mottl dem ausgewanderten Kollegen den Ritterschlag (Zitat): Offenbach hätte ein zweiter Mozart werden können.
Höchst unterschiedlich war bislang auch die Intensität der musikwissenschaftlichen Rezeption der beiden Komponisten. Während es für Wagner ganze Bibliotheken von Veröffentlichungen gibt, lag bei Offenbach der Schwerpunkt bislang, abgesehen von der wissenschaftlichen Durchdringung des Spätwerks Les Contes d’Hoffmann, bei biographischen Ansätzen und den Libretti.
Anatol Stefan Riemer unternimmt es, diese nach wie vor bestehende Forschungslücke zu verkleinern. Er untersucht dazu die Kompositionstechnik Offenbachs mit besonderem Blick auf die Themen Erinnerungsmotivik, Chorbehandlung, musikalische Rollendarstellung sowie Verhältnis von Parodie und Wahrhaftigkeit. Vorangestellt ist ein speziell für unser Buchprojekt entstandenes Kapitel, das sich mit dem Verhältnis Offenbach – Wagner beschäftigt. Die meisten Abschnitte entstammen der kumulativen Inauguraldissertation des Autors, die im Jahr 2019 von Peter Ackermann an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main angenommen wurde (summa cum laude). In unserem Buch werden nun wesentliche Dissertationsabschnitte erstmals zusammengeführt, die bisher in mehreren Publikationen verschiedener Verlage getrennt veröffentlicht waren.
Bevor er nach Frankfurt kam, studierte Dr. Riemer, 1970 in Heidelberg geboren, Komposition / Elektronische Komposition, Musiktheorie sowie Musikwissenschaft an der Folkwang-Hochschule Essen. Schwerpunkte seiner musikwissenschaftlichen Studien bilden Oper im 19. Jahrhundert, Symphonik sowie Musik des 20. Jahrhunderts. Sein kompositorisches Werk umfasst Solo-, Ensemble-, Orchester- und Chorstücke sowie zahlreiche Lieder. Ausgangspunkt seiner Stücke ist häufig die Beschäftigung mit literarischen Texten und mit Werken anderer Komponisten. Die Beziehungen zu den „Vorlagen“ werden dabei immer wieder neu definiert und schließlich selbst zum Gegenstand des kompositorischen Prozesses. Das Bildrecht am beigefügten Portraitfoto liegt beim Autor selbst.
Band 3 der Frankfurter Wagner-Kontexte ist ab sofort verfügbar.
294 Seiten / 17 x 24 cm / Hardcover / 68 € / ISBN 978-3-8288-4538-1
Auch als E-Book erhältlich: ISBN 978-3-8288-7584-5
Weitere Informationen des Tectum Verlages und einen Link zur online-Bestellung finden Sie > hier
Der RWV Frankfurt dotierte das diesjährige Publikationsstipendium mit 3.000 Euro und trägt damit die Druckkosten der Neuerscheinung.
Hier geht es zum Beitrag auf unserer Homepage > Jacques O.: der verlorene Sohn
Anatol Stefan Riemer:
Die Rheinnixen contra Tristan und Isolde an der Wiener Hofoper
Studien zu Jacques Offenbachs Großer romantischer Oper aus dem Jahr 1864
Am 4. Februar 1864 wurde Jacques Offenbachs Große romantische Oper Die Rheinnixen an der Wiener Hofoper uraufgeführt. Die ebenfalls in Wien geplante Premiere von Richard Wagners Tristan und Isolde war hingegen kurz zuvor nach nicht weniger als 77 Proben als unaufführbar endgültig abgesagt worden. An dieser Stelle kreuzten sich nach 1861, als in Paris Wagners Tannhäuser und Offenbachs Ballett Le Papillon gleichzeitig auf dem Spielplan standen, zum zweiten Mal die beruflichen Wege zweier Komponisten, die einander vermutlich nie persönlich begegnet sind und die man auf den ersten Blick durchaus als Antipoden sehen kann: Hier der glücklich verheiratete Erfinder der Operette, Parodist und eingebürgerte französische Jude mit Kölner Wurzeln, dort der unstete Schwärmer, Großmeister der schweren dramatischen Kost und deutsche Antisemit aus Leipzig.
Bei näherem Hinsehen erweisen sich solche holzschnittartigen Vergleiche nicht selten als viel zu grob. Offenbach und Wagner nahmen aber tatsächlich höchst unterschiedliche musikalische Standpunkte ein, verfolgten absolut divergierende ästhetische Konzepte und waren einander auch in profunder Abneigung verbunden, wie zahlreiche geringschätzige bis bösartige Äußerungen über den jeweils anderen belegen. Immerhin – nach allen wechselseitigen Schmähungen erteilte Richard Wagner zehn Monate vor seinem Tod in einem Brief an Felix Mottl dem ausgewanderten Kollegen den Ritterschlag (Zitat): Offenbach hätte ein zweiter Mozart werden können.
Höchst unterschiedlich war bislang auch die Intensität der musikwissenschaftlichen Rezeption der beiden Komponisten. Während es für Wagner ganze Bibliotheken von Veröffentlichungen gibt, lag bei Offenbach der Schwerpunkt bislang, abgesehen von der wissenschaftlichen Durchdringung des Spätwerks Les Contes d’Hoffmann, bei biographischen Ansätzen und den Libretti.
Anatol Stefan Riemer unternimmt es, diese nach wie vor bestehende Forschungslücke zu verkleinern. Er untersucht dazu die Kompositionstechnik Offenbachs mit besonderem Blick auf die Themen Erinnerungsmotivik, Chorbehandlung, musikalische Rollendarstellung sowie Verhältnis von Parodie und Wahrhaftigkeit. Vorangestellt ist ein speziell für unser Buchprojekt entstandenes Kapitel, das sich mit dem Verhältnis Offenbach – Wagner beschäftigt. Die meisten Abschnitte entstammen der kumulativen Inauguraldissertation des Autors, die im Jahr 2019 von Peter Ackermann an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main angenommen wurde (summa cum laude). In unserem Buch werden nun wesentliche Dissertationsabschnitte erstmals zusammengeführt, die bisher in mehreren Publikationen verschiedener Verlage getrennt veröffentlicht waren.
Bevor er nach Frankfurt kam, studierte Dr. Riemer, 1970 in Heidelberg geboren, Komposition / Elektronische Komposition, Musiktheorie sowie Musikwissenschaft an der Folkwang-Hochschule Essen. Schwerpunkte seiner musikwissenschaftlichen Studien bilden Oper im 19. Jahrhundert, Symphonik sowie Musik des 20. Jahrhunderts. Sein kompositorisches Werk umfasst Solo-, Ensemble-, Orchester- und Chorstücke sowie zahlreiche Lieder. Ausgangspunkt seiner Stücke ist häufig die Beschäftigung mit literarischen Texten und mit Werken anderer Komponisten. Die Beziehungen zu den „Vorlagen“ werden dabei immer wieder neu definiert und schließlich selbst zum Gegenstand des kompositorischen Prozesses. Das Bildrecht am beigefügten Portraitfoto liegt beim Autor selbst.
Band 3 der Frankfurter Wagner-Kontexte ist ab sofort verfügbar.
294 Seiten / 17 x 24 cm / Hardcover / 68 € / ISBN 978-3-8288-4538-1
Auch als E-Book erhältlich: ISBN 978-3-8288-7584-5
Weitere Informationen des Tectum Verlages und einen Link zur online-Bestellung finden Sie > hier
Der RWV Frankfurt dotierte das diesjährige Publikationsstipendium mit 3.000 Euro und trägt damit die Druckkosten der Neuerscheinung.
Hier geht es zum Beitrag auf unserer Homepage > Jacques O.: der verlorene Sohn